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Besitzanspruch

oder, wie ich die Liebe meines Vaters entdeckte

 

In diesem Text will ich aufzeigen, dass alles uns Umgebende auf das re-agiert, was wir aussenden.

 

Mein Vater schenkte mir zum Geburtstag eine Sonnenblume im Blumentopf. Dies empfand ich als wundervolles Geschenk, denn ich liebe Sonnenblumen, und umgebe mich sehr gerne mit ihnen.

 

Die Sonnenblume nahm ich mit zu meinem gewählten Kraftplatz im großen Garten meiner Eltern. Ich pflanzte sie dort nicht ein, denn an dieser Stelle ist nur Rasen erwünscht. Im Topf konnte ich sie ganz nah bei mir haben. Als Meditationsbeginn in Ihrer Blüte zu versinken, war für mich ein Genuß. 

 

Mein Vater stellte den Topf immer an die Stelle des Gartens, wo seiner Meinung nach die Pflanze genügend Sonnenlicht bekam.

 

Ich stellte sie wieder dorthin zurück, wo sie mir ganz nahe sein konnte.

 

Wir haben nie darüber geredet - er stellte sie an 'seinen' Platz und ich sie an 'meinen' Platz usw.

 

Nun könnte ich viele Worte über das Für und Wider, Besitzrecht/-anspruch schreiben, mir reicht es auszudrücken, dass ich mich sehr darüber ärgerte, warum er 'meine' Pflanze behandelte wie 'seine' ... 

 

Als ich fühlte, dass es Zeit wurde die Sonnenblume einzupflanzen, setzte ich sie mitten in die kleine Stelle, die mir mein Vater beim Einzug für meine Balkonpflanzen zugestanden hatte. 

 

Es war erstaunlich, denn innerhalb einer Woche war an dieser Sonnenblume kein einziges Blatt, oder Trieb mehr. Allein der Kopf der Blüte saß noch nackt auf dem Stengel. Alles andere war von den Schnecken abgefressen worden.

 

So ragte die Sonnenblume wie ein Mahnmal aus der Erde. In mir fühlte sich das echt übel, aber stimmig an.

 

Kurze Zeit später traf ich Mechthild in Norddeutschland und von ihr erhielt ich eine Interpretation, die mir wahre Schauer über den Rücken laufen lies. Sie meinte, die Sonnenblume stünde als Symbol für mich und die Schnecken für meinen Vater. Jeder, der die Ursachen seines inneren Haßes ungeschminkt im Schutze eines dualitätsfreien Raumes der Liebe anschauen möchte, der sollte mit jemandem wie Mechthild Termine vereinbaren.

 

Heute, viele Erkenntnismomente später habe ich erlebt, dass diese Form der Aufstellungs-Arbeit allein meine emotionale Sicht, also das was in mir ausgelöst wird, spiegelt. Diese ist zwar mit der allgemeinen Realität verbunden, jedoch nur durch den persönlichen Bezug, sie macht diese  n i c h t  aus! Ein gutes Beispiel dafür, was ich damit meine kannst Du in dem Text Elternhaus lesen (Abschnitt Schmerzanalyse). Dort habe ich beschrieben: "was genau getan worden ist" (allgemeine Realität), "wie genau es auf mich wirkte" (persönlicher Bezug) und "was es in mir auslöste" (emotionale Reaktion).

 

Jetzt und in diesem Text will ich aufzeigen, dass alles uns Umgebende auf das re-agiert, was wir aussenden. Zur Zeit 'der Sonnenblume' erfuhr und lebte ich eine Weltsicht, dass mir mein Vater jegliche Ausweitung und Entfaltung nahm (frei nach dem Motto "solange Du Deine Füße unter meinen Tisch..."). Ich fühlte mich auf vielfache Weise begrenzt, gemaßregelt und gedemütigt von und durch ihn. 

 

Die Sonnenblume ging zwar recht schnell ein, aber das, was sie mir vermittelte lies sie in meinen Augen lebendig bleiben. Deshalb ging 'das Spielchen' noch weiter. Im Frühjahr hat mein Vater den Rest von ihr auf einen (von vielen) Gestrüpphaufen geworfen. Als ich 'meinen' kleinen Garten besuchte und ihr Fehlen bemerkte, habe ich sie geistig gerufen, mich nach ihr ausgerichtet und sie sofort gefunden! Mein Ärger/Wut und meine Gedanken (mein Vater behandelt alles wie sein Eigentum...) waren noch immer die Gleichen. Also grub ich den 'leblosen' Strunk an der gleichen Stelle wieder ein und er diente mir noch viele Wochen als Sinnbild/Mahnmal. 

 

Als es wieder mal zeit für eine schonungslose Selbstanalyse zu diesem Thema war, kam mir die Idee meine Beziehung zu meinem Vater über Tarot 'zu legen'. Das Ergebnis zeigte ein Bild dessen, was ich auch durch Mechthild bereits erfahren hatte. Später kam mir die Idee die Beziehung meines Vaters zu mir zu legen, dabei habe ich mit jeder Karte um Erkenntnis und Hilfe beim Lernen gebeten - das Ergebnis hat mich tief erschüttert. Da war nichts hässliches (herrliches Wortspiel 'Haß'/'häßlich' *kicher*) zu finden, nichts von dem, was im ersten Bild (meine Beziehung zu ihm) so deutlich sichtbar war ...


Witzigerweise zeigte mir das Tarot (nutze ich gerne um neue Perspektiven meiner Selbstbetrachtungen zu erfahren) die offensichtliche Wahrheit, über die ich zwar schon viel geschrieben habe (z.B. wir spiegeln uns im Außen), aber in diesem Fall selbst mit Blindheit geschlagen war. Dies war wohl der letzte Tropfen meines Erkenntnisfasses, denn die Schuppen vor meinen Augen kamen in Bewegung. In diesem Moment 'öffnete ich mich' (nahm ich meine Scheuklappen ab *grins*) und bejahte meinen Haß. Wodurch, oder wann auch immer er entstanden ist, es ist meiner!

 

Unbewusst habe ich das vermeintliche Fehlen der Liebe mit der Gegenwart des Hasses ausgefüllt und unterschwellig viele Beweise dafür erkannt. Das hat sich zur unbewussten Sicht gehasst zu werden angefüllt und ist zu meinem Selbsthass geworden. Bis in mein Bewusstsein ist dies nie hochkommen, es wurde abgemildert durch Ablehnung und ähnlich Salonfähigem. In meinem Gewahrsein standen stets Zweifel und Fragen, wenn mein Vater etwas zu mir sagte/tat, was allgemein als liebevoll angesehen wird. Wirklich glauben/erleben, einen liebevollen Vater zu haben, konnte ich nicht! Mein Wahrnehmungsraster (ähnlich schwarzen Brillengläsern mit vielen Löchern) läßt bis heute kaum liebevolle Impulse zu mir durch. Statt dessen werden Impulse von Mangel, Regeln und Verbote wie durch eine Lupe vergrößert, in das Gesagte hineininterpretiert und gefühlt!


(Ergänzungen 2011) Wohl gemerkt: es ist meine Selbstbegrenzung (oder Selbstmaßregelung/-demütigung), ausgelöst durch eine Geste oder Mimik meines Vaters, ergänzt durch das, was ich als Kind verstanden habe tun zu müssen und das daraus bis heute gelebte Verhaltensmuster... - mein Vater könnte z.B. inzwischen eine andere Einstellung haben. Ohne den Mut einen Konflikt auszulösen werde ich das nie erfahren, sondern weiter die 'alte Platte' abspielen!

 

Alles braucht seine Zeit - bis ich meine Zellen (das Zellbewußtsein) für das Wahrnehmen von liebevollen Worten/Gesten meines Vaters immer mehr öffnen kann, beschenke ich mich mit Geduld. Heute feiere ich die Erkenntnis, dass sie in seiner Form existieren und ich bereits lerne sie zu erkennen. Er wird mir niemals sagen "Tochter/Brigitte ich liebe/wertschätze Dich", oder "... Du bist mir wichtig/wertvoll" (das hat er inzwischen zu mir gesagt!), weil er selbst diese Worte von seinen Eltern nicht gehört/angenommen hat. Er drückt seine Liebe durch andere Worte/Gesten/Taten aus. Zu wissen, das sie da sind, hilft mir sehr.

 

Sobald ich gedanklich darauf bestehe, dass er lernen soll meine Worte zu gebrauchen, damit ich erkennen kann, dass er mich liebt, folge ich den Forderungen meines Ego! Dies ist ein Weg des Schmerzes, denn es wird Druck erzeugt, Schuld zugewiesen und Verteidigung gelebt; damit ist die Egobeteiligung deutlich zu erkennen. Selbst wenn er mir zuliebe meine Worte benutzen täte, fände ich immer weiteres was ich noch vermissen würde!!! Dies ist so, weil wesensfremde Worte niemals authentisch/kongruent/wahrhaftig sein können. Hier hilft die Logik den Weg der Liebe zu sehen und der Kopf kann das Herz bestätigen!

 

Früher, bevor ich lernte wie sich Selbstliebe anfühlt und ausdrückt, haben (in vielen Variationen) geforderte Liebesbeweise und deren Verweigerung mein Leben bestimmt. 

 

Heute, da ich bereit bin (!) manches anzuschauen, übe ich mich darin meine Kommunikation zu beobachten, günstige Momente zu nutzen und die Wirkung, die das Gesagte auf mich hat, auszusprechen. Das ist bis jetzt das nützlichste Vorgehen für mich, denn Harmonie und Freude sind das Ergebnis. Achtung, die Betonung liegt auf dem günstigen Moment! Eine Atmosphäre gegenseitigen Wohlwollens, die eigene Zentriertheit und die sofortige Schuldfreisprechung sind wichtige Voraussetzungen für dieses Ergebnis. Das angestrebte Ziel sollte dem Verstehen der eigenen Reaktionen und Gefühle dienen. Erst solche Ziele schaffen den heilenden Bezug auf das Innere. 

 

Folgendes Beispiel soll Dir verdeutlichen was ich meine: Stelle Dir ein Kind vor das einen Satz, anders als gemeint, verstanden hat. Es lebt seither diese Sicht des Satzes. Nun (Jahrzehnte später) gebe ich dem Kind die Gelegenheit den Satz erneut zu hören, auszusprechen was es verstanden hat und durch die Reaktion im Heute (als Erwachsene) zu erkennen, wie er ursprünglich zu verstehen war. Der Fokus liegt darauf, dass das Kind (welches in meinem Unterbewusstsein immer noch existiert) beide 'Seiten' des Satzes erkennt und die Bedeutungen und Auswirkungen in seinem Leben versteht!

 

*

 

Heute Morgen entdeckte ich erneut einen Übergriff auf 'meinen' kleinen Garten. Alles 'Unkraut' war gejätet und natürlich war auch die Sonnenblume weggeordnet worden. Heute fühle ich keine Notwendigkeit mehr sie zu rufen. Entweder habe ich alles von ihr gelernt und kann die letzten Schritte ohne sie gehen, oder ich traue mich nicht die Macht des Rufens erneut einzusetzen, weil ich eine Enttäuschung fürchte. Reagiert habe ich damit, dass ich alle Dekoration entfernt habe und damit den kleinen Bereich weniger aus dem Ganzen herausstechen lies. Ich weine um meinen kleinen Garten, aber warum genau könnte ich jetzt noch nicht erklären.

 

Immerhin habe ich es diesmal geschafft das Schweigen zu durchbrechen und konnte meinem Vater zumindest sagen, was ich gesehen habe. Er hat mir sogleich nachdrücklich mitgeteilt warum er das 'Unkraut' entfernt hat (eindeutiges Indiz für unterschwelliges Schuldempfinden!); die Sonnenblume hat er nicht mal bemerkt. Es lief wie immer ab, d.h. ich erlebte wieder mal den Hausbesitzer der sein Recht ausübt und den meine Sichtweise nicht die Bohne interessierte. Das zeigt mir ganz deutlich, dass ich hier noch keinen Fortschritt gemacht habe und das sich mein 'nicht verstehen' durch den kleinen Garten ausdrückt (ist so, ich weine schon wieder).

 

*

 

Eben trifft mich ein Sonnenstrahl und beschenkt mich mit den Farben die ich brauche. Ich sitze an einer Stelle, an die kein Sonnenstrahl reicht. Um mich dennoch zu erreichen hat er sich in einem kleinen Kristall gefangen und sich auf einem der Minni-Spiegel meines Sackes gespiegelt, der äußerst selten an dieser Stelle liegt. Dieses Wunder nutze ich und bitte um Klarheit und Erkenntnis im Bezug auf den kleinen Garten, öffne mich und genieße das Einströmen des Unnennbaren. Woran erinnert mich die Form des Strahles nur??? Mist, ich habe mal wieder gar nichts 'verstanden'!?

 

*

 

Anscheinend doch, denn auf jeden Fall sehe ich mich jetzt hier als Opfer und mein Täter gibt mir das, was ich verlange, um Ganzheit zu erreichen. Mein baden im Selbstmitleid ist (nur) ein Werkzeug meines Egos, denn es ernährt sich durch das Leiden/die Angst das ich (nur) durch das Einnehmen der Opferrolle fühle.

 

Wer will mich daran hindern jetzt in die Täter/Schöpferrolle zu wechseln? Hiermit ehre ich mein Ego, das meine Heilung (Einheit) verhindern will, und so seine Pflicht erfüllt, indem es mich in der Dualität zu halten sucht!

 

Sachlich betrachtet hat mir mein Vater einen Bereich für meine Balkonpflanzen zugestanden - für die Balkonpflanzen - nicht für mich! Er hat niemals gesagt, dass dies mein kleiner Garten sein kann/darf. Dieses Besitzrecht habe ich mir selbst gegeben und dadurch all die persönlichen Bezüge erschaffen. Sie existieren für ihn nicht (und er muß sich auch nicht für sie interessieren!), deshalb ist es nach wie vor sein Bereich/Besitz und er übt seine vermeintlichen Pflichten in seiner Art und Weise aus. Durch das Entkoppeln des persönlichen Bezuges hört die emotionale Reaktion auf zu sein!

 

Jetzt kann ich wieder lachen und fühle mich wohl.

 

Mal sehen, was mich 'der kleine Garten' noch alles lehren wird ...


Heute, drei Jahre später, ist 'der kleine Garten' mit dem großen Garten verschmolzen. Ein kleiner Deko-Igel schaut keck zu mir hoch. Er wurde von meinem Vater in den 'kleinen Garten' gesetzt - für mich. Es gibt im ganzen Garten kein Deko-Teil, dass ich mir gekauft hätte - bis auf diesen Igel...


Die Beziehung zu meinem Vater ist liebevoller geworden. Es gab sogar eine zeit, da war sie so ungeheuerlich liebevoll, dass ich dachte er hält mich zum besten! Und wieder war es an mir mein Herz zu öffnen, seine Liebe wirklich annehmen zu wollen (und dadurch den gewohnten Hass auf ihn endgültig zu verabschieden) - mit aller Kraft! 


Jetzt hält er brav still *schmunzel*, wenn ich ihm eine Energiemassage gebe. Es sind viele Begebenheiten geschehen, die seinen Horizont erweitert haben. Bei einem Gespräch meinte er mal, dass er mich um die Gefühlstiefe, die ich empfinden könne, beneiden würde (dass! - von ihm!!! allein darüber könnte ich schon ein Buch schreiben...). Ich habe viel über ihn lernen dürfen und vor allem unterscheiden gelernt, was er wirklich ist und was ich glaube dass er sei. Viele Missverständnisse sind dadurch entstanden, dass ich von mir auf ihn geschlossen habe - damit meine ich, weil er mein Vater ist, setzte ich selbstverständlich voraus, dass er auch über meine Talente verfügt. Welch ein Irrtum meinerseits (und prima Munition um Vorwürfe abzuschießen)!


Übrigens ist das ein weit verbreitetes 'Übel': jeder Mensch setzt selbstverständlich voraus, dass sein Mitmensch dies oder das kann, bis er/sie endlich bemerkt, dass er/sie ein Talent hat...


Es gibt immer noch einige (kleine) Baustellen und manchmal hilft nur senkrechtes Atmen, um den alten Mustern zu entsagen, besonders wenn es Verhaltensweisen sind, wo ich mir innigst ein anderes Verhalten seinerseits wünsche, damit ich meine (uralten) Wunden nicht heilen brauche... *jaja...*


Herzlichst

Brigitte

 

 

PS:

Nach der Fertigstellung dieses Textes habe ich die Art wie ich den Lichtstrahl gesehen habe in zwei Karten des Energiekarten von IVOI (ISBN 3-89427-236-8) gefunden. Eine, die mir entspricht (wegen dem gleichschenkeligen Kreuz) und in deren Zentrum der Lichtstrahl abgebildet ist bedeutet: "AUFERSTEHUNG Egal was war, das Licht wartet. Bewege dich." und die Zweite, die dem was ich sah ziemlich genau entspricht, bedeutet: "ERLEUCHTUNG Erleuchtung ist nur dann von Bedeutung, wenn du sie mit Liebe und Leben füllst."