Das
Unkraut
Diese Geschichte widme ich einer Pflanze, deren Namen ich nicht
kenne und von der ich nicht weis, was andere schon über sie geschrieben haben
...
Geliebtes Unkraut, ich bin Deiner Art sicherlich schon oft in meinem
Leben begegnet. Vielleicht habe ich Deine leuchtenden grünen und roten Blätter,
oder Deine entzückenden kleinen Blüten das ein oder andere Mal bemerkt.
Auf der wunderschönen Terrasse in meiner Mannheimer Wohnung riss
ich viele Deiner Art als störendes Unkraut aus dem Leben. Eure Schönheit
wusste ich erst nach einer ganzen Weile zu genießen.
Ich lernte den würzigen Duft Deiner Blätter mit meinem Heim zu
verbinden. Die leuchtenden rosa Blüten lernte ich als lustige Verschönerung
der Betonplatten zu erkennen. Deine Blüten haben fünf Blättchen, genau wie
meine Hand aus fünf Fingern besteht. Es gelang mir Deine Ausdauer bei
Trockenheit und die fleißige Verbreitung Deiner Art zu bewundern ...
Um Dein größtes Geschenk weis ich aber erst heute – Dich in
Deiner bedingungslosen Güte mich zu erreichen, anzunehmen.
Letztes Jahr, als ich die Bücher von Anastasia las, wurde mein
Denken langsam darauf vorbereitet diesen letzten Schritt zu tun. Dort las ich
voller Staunen wie die Pflanzen meiner Umgebung auf meine Bedürfnisse
reagieren. Dass sie durch Hand-, Fuß- und Gedankenkontakt Verbindung zu meinem
SEIN erhalten und in sich und durch sich, mir das Schenken, was den Bedürfnissen
all meiner Körper entspricht.
Ja, ich entdeckte Dein erstes Blatt letztes Jahr und beobachtete
Dein Gedeihen. Wer weis, woher Dein Same kam? Du hast Dir den Waldtopf für
Deine Existenz ausgesucht. Eine kleine Welt, mit Moos vom Wald, Bubikopf und
Erika, die ich mit Elfen und Acrylblumen schmückte. Diesem Topf schenkte ich
schon immer besondere Aufmerksamkeit. Ganz am Rande hast Du entschieden wachsen
zu wollen und ich habe auf den Zeitpunkt gewartet, an dem ich Dich ausreisen
will ...
Du wusstest schon lange vor mir, dass in meinem Denken der Groschen
gefallen war. Ich verteidigte Dein Leben in dem ich Uwe an Deine lieblichen Blüten
erinnerte und ihm dadurch sagen konnte, wie wichtig Du mir bist. Das Du mir am nächsten
Morgen die ersten drei (!!!) Blüten Deiner Existenz schenktest, entzückte mich
sooo sehr ...
Trotzdem brauchte es noch eine Besucherin, die das Thema auf die
Pflanzen brachte und mir in mein Gedächtnis rief, dass in den Blüten die
Essenz einer Pflanze wohnt.
In ihrer Anwesenheit wagte ich es und nahm die erste Blüte in
meinen Mund. Das Wagen beschreibt den Mut, den ein Mensch braucht, um seine Ängste
die ihn stets begleiten zu überwinden. Vorsichtig schmeckend und meinen Körper
prüfend wurdest Du nun Teil meines physischen Seins.
Je länger ich Deine Blüten kaue, desto intensiver kommt Dein
Geschenk in mir zur Wirkung. Deshalb halte ich Deine Blüte in meinem Mund nicht
auf. Mein Körper weis, um die Potenz Deiner Essenz und wie viel er davon aufnehmen will.
Es hat einen Grund, warum Du mein Leben begleitest, auch wenn ich
diesen noch nicht zu benennen weis! Vielleicht ist es mein Glück, dass ich
Deinen Namen noch nicht kenne. So ist mir fremd, was andere über Dich zu
schreiben wissen und dies könnte mich vor vielen ängstlichen Gedanken bewahren. Denn,
selbst wenn Du als giftig bekannt bist, scheine ich dieses für meine Genesung
zu brauchen. Vielleicht bist Du aber auch das vergessene Heilkraut und ich durfte
Dich wieder entdecken? Die Zeit weis die Antwort!
Meine Ängste, dass Du meinem Körper schaden könntest sind gegangen. Vor wenigen Tagen, bei einer Rast im Wald, auf einem Baumstamm sitzend, entdeckte ich erneut Deine Art zwischen Erdbeer- und Brombeerpflanzen. Mein Herz grüßte Dich jubelnd!
In Deiner Güte hast Du mich auf verschiedensten Ebenen berührt,
mein Herz schwingt und ehrt Dein Sein. Irgendwann wird auch mein Denken Dein
Geschenk umfassend begreifen ...
Aus der innigen Verbundenheit mit Allem-Was-Ist
Brigitte
PS: Kennst Du den Namen dieser Pflanze? Bitte maile ihn mir (brigitte.naumann@web.de). Vielen Dank :)))
Inzwischen wurde mir zugetragen, dass diese Pflanze zur Familie der Storchschnabel gehört und wahrscheinlich ein Wald-Storchschnabel (evtl. könnte es auch ein Schirlings-Storchschnabel sein) ist.