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Spielplatzgeschichte:
Pfifferlinge
Das
gemeinsame Kochen mit meiner Mutter gelingt mir seit etwa letztem Jahr?
Ich bin mit dem bestimmen vergangener Zeitspannen echt schlecht...
Ist auch nicht wirklich wichtig - oder? Früher konnte ich unmöglich in
der Anwesenheit meiner Eltern etwas kochen. Meine Mutter war unbewusst
die Herrin in ihrer Küche und sie duldete keine andere Köchin in ihr.
Heute kann ich das *kicher* mal
mehr und mal weniger gut ausgleichen...
Pfifferlinge können echt viel Geld kosten. Mein Vater hat fast ein
Kilo von den Superteuren gekauft und wir wollten diese zu
dritt
mit Pfannkuchen genießen. Meine Mutter backte die Pfannkuchen (Tipp:
etwas Öl in den Teig geben
und Sprudel für die 'Luckheit') und ich gestaltete die Pfifferlinge:
Liebevoll fein geschnittene Zwiebeln in Butterschmalz schwitzen lassen,
bunten Pfeffer mit der Mühle auf die Zwiebeln flocken (duftet
köstlich), auf die geschrumpften Zwiebeln die sorgfältig trocken
geputzten und etwas zerkleinerten Pfifferlinge (schrumpfen wie die
Zwiebeln) hinzugeben, diese mit einem guten Schlückchen exzellentem
Weißwein (verdampft ganz und lässt eine super Basisnote
zurück) und etwas Kräutersalz würzen und zum Schluss etwas
klein geschnittenes Petersilie (jeder Ochse sieht gerne etwas Grünes
*grins*) einstreuen.
Soweit so gut.
Dann begann mein Film...
Mir kamen die Pfifferlinge plötzlich viel zu wenig vor. Die sollten für
uns reichen? Meine Mutter macht immer eine Soße dazu und deshalb ist
dann auch viel mehr zum essen da...
Prompt fragt meine Mutter "hast Du Dir die Sahne gerichtet?"
Also kippte ich reichlich Sahne rein, dadurch verlor sich die Bindung
der
Zwiebeln. Also kippte ich reichlich Maizena (Maisstärke) - meiner
Mutter Lieblingsbindemittel - hinein, was (weil es zuviel war) zu einer
gummiartigen Bindung führte. Natürlich war auch der feine
Geschmack verloren und so kippte ich Wein,
Pfeffer (die beiden so spät in eine Soße zu geben bewirkt, dass es
hauptsächlich danach schmeckt...), Kräutersalz und Wasser hinterher...
und, um wenigstens ein bisschen
Harmonie zu
erzeugen ergänzte ich eine Prise Anis und Muskat...
Wie Du den gewählten Worten entnehmen kannst, kam ein "ganz gutes"
Essen dabei heraus. Bedeutet: es schmeckte "nicht schlecht"...
In unsere Sprache übersetzt: "das geht um einiges köstlicher..."
In meine Sprache übersetzt: "ich habe zum ersten mal in meinem Leben
eine Soße verhauen und damit ein echt teures Essen ruiniert!"
Oh, das war wirklich die Hölle für mich, denn der Konkurrenzkampf mit
meiner Mutter ist immer noch auf vielen Ebenen zu befrieden...
Aus
der Balance gekickt heizte alles meinen Stress und meinen Kummer an.
Meine Mutter war mit den Pfannkuchen fertig und verkündete meinem
Vater, dass wir jetzt essen könnten. Doch ich war noch nicht fertig -
ich hatte mit meiner Katastrophe zu kämpfen...
Durch Stress
verliere ich den Kontakt zu meinen feinsten Gefühlen, zu meiner
Intuition, zu meinem inneren Wissen... - die brauche ich aber alle drei
beim
köstlichen Kochen!
Bei Tisch waren meine Schmerzsensoren
hyperaktiv - alles wirkte verstärkend auf meinen Kummer. Ich beklagte
mein Versagen wortreich. Zwar meinte mein Vater ich solle damit
aufhören, ihm würde es schmecken, doch als ich aus dem Zimmer
war,
hörte ich wie er zu meiner Mutter sagte: "Dein Blick sagt alles...".
Wieder und wieder kehrte die Pein wie in einem Film zurück und quälte mich.
Besonders als ich in meine Ruhe gehen wollte. Überfallartig, mich
hilflos mit Fragen überrollend und mit vielen emotionalen Schmerzen verbunden so, als
wäre ich dem machtlos ausgeliefert...
Ich verstand 'die Welt' nicht mehr und fühlte mich um Jahre in meiner Entwicklung
zurückgeworfen.
Gegen Ende dieses Prozesses begriff ich:
Ich habe mich einer Angst untergeordnet!
Der Angst, dass die Pfifferlinge ohne Soße nicht reichen könnten.
Dann habe ich mich verraten!
Ich habe eine Soße hinzugefügt, die ich nie kreieren wollte!
Meine innere Abwehr bewirkte den Boykott.
Wow, welch eine Erkenntnis!
Herzlichst
Brigitte
CH'AN*KA*RII