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Nestlinge und Flieger
Vor einigen Tagen wachte ich mit
dem Begriff "Nestlinge" auf und startete mit brüllendem Gelächter in
den Tag. Ein solches Geschenk will ich natürlich würdigen, deshalb
zentrierte ich mich auf den Absender dieses Wortes und schrieb auf, was
ich 'fühlte' und 'wusste'. So entstand zu meiner hellen Freude die
Botschaft "Aktiviere
Dein Sternentor". Sie schrieb sich mal wieder "wie von selbst".
Die Nestlinge wurden darin auf e i n e r Ebene
beschrieben. In den folgenden
Tagen erschloss sich mich die zweite und dritte Ebene, doch ich beginne
zuerst
bei der Basis:
Das Wort Nestlinge lässt bei den meisten ein Bild von einem Nest mit
schnabelaufsperrenden Küken entstehen - süß, neues Leben, unschuldig
und vieles mehr wird dann oft mit diesem Bild verknüpft. Das ist
wichtig und sollte "im Hinterkopf" behalten werden.
Bei manchen entstehen unangenehme Gedanken getragen von
Minderwertigkeit und den daraus entstehenden Verdrehungen mit ihren
Angriffs- und Verteidigungsmechanismen. Auf diese will ich hier nicht
näher eingehen.
Im Nest sind mehrere Nestlinge und obwohl alle gefüttert werden, sticht
einer als der Wohlgenährte und ein anderer als der Kümmerliche hervor.
Wir haben unterschiedliche Erklärungen, wie es dazu kommt. Dies sind
Interpretationen, welche alle eine Perspektive beschreiben. Sie sind
gleichwertig und gleich gültig.
Ich hatte mir dieses Wort gewünscht, weil ich in diesem Jahr begriffen
habe, dass sich meine Zeit der Zurückgezogenheit dem Ende nähert und
ich sehr bald Umgang mit 'normalen' Menschen pflegen werde. Normal im
Sinne von fehlender Feingeistigkeit, Empathie und Lebendigkeit, statt
dessen gefangen in Mangel, Ohnmacht, Schuldzuweisung und Kampf. Eine
Aussicht, die mir immer noch kalten Angstschweiß auf die Stirn treibt. Die Gewohnheiten meiner
Persönlichkeit gaukelten mir übelste Schmerzerfahrungen vor und die
Gemütlichkeit meiner Komfortzone strahlte verlockenden Frieden aus.
Mein 'Voranschreiten' war gefährdet. Ich brauchte also eine Perspektive,
welche mich die vor mir liegenden Herausforderungen spielerisch bejahen
ließ.
Hier ist sie:
Ein Nestling wurde in das Nest hinein geboren. Er hat sein ganzes Leben
dort verbracht. Er kennt alle seine Mit-Nestlinge, alles was das Nest
besucht, das Nest selbst und auch alles, was vom Nest aus gesehen
werden kann. Der Nestling ist sich absolut sicher, er kennt alles, also
kennt er auch die ganze Welt. Seine Sicht ist die einzig Gültige, also
ist sie unumstößliche und bodenständige Realität. Alles andere ist
abgehobene Phantasterei (siehe z.B. Hintergrundinformationen) und
damit lächerlich.
Ein Flieger hat das Nest vor längerer Zeit verlassen. Er hat vieles
erlebt und überlebt, besonders den ersten Schock der
Perspektiven-Öffnung, dem noch viele weitere folgten. Er kennt wenige
seiner Mit-Flieger, wenige andere Nester, nur sehr wenige Orte auf der
Welt. Der Flieger ist sich absolut sicher, das nichts sicher ist, ganz
besonders dann nicht, wenn er wie als Nestling meint, etwas zu wissen
von dieser Welt. Er hat gelernt das nichts so ist, wie es anfangs
scheint und dass es deshalb mehr Realitäten als Phantastereien gibt. Er
macht sich leer und IST in stiller Freude.
*
Was passiert wohl, wenn Flieger auf Nestling trifft? Der eine besitzt
nur die Sicherheit, dass alles möglich ist, der andere besitzt die
unumstößliche Sicherheit über alles bestens Bescheid zu wissen und
alles ihm Fremde als Phantasterei abzuwehren. Es kommt zwangsläufig zum
Kampf der Perspektiven. Keiner erreicht den anderen.
Erst wenn der Flieger sich auf das Nest des Nestlings setzt und alle
weiteren Blickwinkel der Welt außer acht lässt, kann eine gemeinsame
Verständigungsebene entstehen. Dazu ist eine entscheidende
Notwendigkeit aufzulösen: der Flieger darf sich nicht länger vor sich
selbst verbergen, klein machen, in Unsicherheiten flüchten und jeden
Konflikt durch Anpassung vermeiden. Nein. Er hat sich selbst ein
inniges Ja zu schenken. Ja zu allem was er ist, auf unzähligen Ebenen.
Dieses umfassende JA gehört ihm ganz alleine und ist sich selbst genug.
Sobald dieses JA in ihm erklingt, weiß er um sich selbst. Kennt er den
Unterschied zwischen Nestling und Flieger. Weiß er wie begrenzt
Aussagen von Nestlingen sind und worauf ihre für ihn unfassbare
Sicherheit gründet. Er weiß um die Sinnlosigkeit einem Nestling die
Weiten der Welt erklären zu wollen, ruht selbst in seiner
Grenzenlosigkeit und nimmt für kurze Zeit die Nestling-Perspektiven
ein, ohne sich durch sie zu begrenzen. Und, gaaaanz wichtig, er weiß
zutiefst dass aller Schmerz als Resonanz von ihm selbst ausgeht und auf
gar keinen Fall vom Nestling. Er begreift dass der Nestling ihm eine
Hilfestellung gibt, die zu heilenden Elemente zu erkennen und sich
ihnen zu widmen (siehe Botschaft Verletzung). Das ist alles
und wird auf so viele Arten missverstanden.
Uuuund vor allen Dingen hat er begriffen, dass jede Vermeidungsform,
jede Gewohnheit von seinem ihn liebenden Leben aufgedeckt wird. Für
ihn, zu seinem höchsten Wohl. Er weiß zutiefst, dass er alle Zeit der
Welt auf seine ganz persönliche Art und Weise nutzt und das er stets
genügt. Er genügt, sein Tun und sein Nicht-Tun genügt. Immer. Er IST.
So hat er auch erfasst, dass wenn er von Schmerz überwältigt ist und
sein Wissen scheinbar vergessen hat, dieses so nur teilweise stimmt.
Aus der umfassenden Sicht hat er sich auf ein Nest gesetzt und voller Hingabe "den Nestling für
einen Flieger gegeben". Denn, Alles ist in Allem und deshalb ist alles
möglich.
Leben und Lieben
Brigitte CH'AN*KA*RII