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Mein 'Inneres Kind' spricht zum Thema:
Mich wichtig nehmen...

Was gerade Emotional los ist:
In mir toben heftig die Gefühle von Verletztheit und alter Verbitterung. Ich hasse meinen Vater! Warum tut er mir immer wieder so weh? Warum sieht er niemals ein, dass er mir gerade weh getan hat? Warum will er von mir, dass ich damit aufhöre ihm meine Not um die Ohren zu schlagen? Ich will jetzt wichtig genommen werden! Ich brauche Trost und Verständnis. Ich habe ein Recht darauf, wenigstens an meinem Geburtstag!

Der ist zwar erst nächste Woche, aber er kam eben kurz zur Sprache. Mein Geburtstag, soll ich schimpfen, oder mich freuen? An diesem Tag wird mir immer weh getan durch gebrochene Versprechen. Mein sogenannter Ehrentag ist der schlimmste aller Tage - ich möchte gerne flüchten - fliehen vor all dem Kummer, der wie immer über mich hereinbrechen wird...

Endlich - jetzt fühle ich gar nichts mehr - innerlich bin ich wie abgestorben...

Meinem Vater gehe ich so gut ich kann aus dem Weg. Jede Kontaktaufnahme seinerseits beantworte ich so knapp und unpersönlich wie ich kann. Ich muss ja antworten, aber keiner kann mich zwingen zu heucheln...

Sachliche Beschreibung der bisher erfahrenen Situation:

Ohne die überwältigenden Emotionen, kann ich mit der Analyse beginnen:
- Bisher war es immer so, dass meine Eltern nicht auf mich und meine Wünsche eingehen, sondern mir Ihre Sichtweisen und Riten aufdrängen.
- Da alles Kämpfen bisher fruchtlos war, habe ich resigniert und vermeide diese Situation.
- Meine Freunde respektieren meine Wünsche und als Gastgeberin habe ich die Gestaltungsmacht. Doch mir graut vor den Folgen der Überanstrengung. Also werde ich gar nicht feiern, oder? Doch, denn sonst werde ich traurig.
- Welche Alternativen hätte ich? Miteinander frühstücken! Ein friedvoller Weg, ihren Riten (Ihnen die Gelegenheit zum Gratulieren geben und gemeinsam meinen Geburtstag eine Stunde lang wichtig nehmen) zu entsprechen und mich gleichzeitig vor enttäuschten Erwartungen (es heißt Geburtstag und nicht Geburtsstunde!) und Überanstrengung (Gäste bewirten und unterhalten) zu schützen - ein guter Plan.

Ich stellte mir das Geburtstags-Frühstück vor und da kam mir die Idee zur Freude meiner Eltern einen Kuchen zu backen, den es schon sehr lange nicht mehr zu Essen gab.

Das teilte ich beiden bei der nächsten passenden Gelegenheit mit. Aus Ihrer Freude wollte ich meine Motivation und die Kraft für das Backen ziehen. Mir fiel auf, dass ich meinen 'Geburtstags-Schmerz' total außen vor lies. Also hatte ich wohl, von mir unbemerkt, meinem Vater verziehen?

Zu meiner Überraschung und großen Freude fragte mich just bei diesem Gedanken meine Mutter, was ich mir denn zum Geburtstag wünschen würde. Oh ja, ich hatte Wünsche und hätte diese gerne mitgeteilt, doch warnende Gedanken teilten mir mit, dass da was nicht stimmen kann (i.S.v. 'zu schön, um wahr zu sein') und erinnerten mich an die zu erwartenden Enttäuschungen. Mir verschlug es die Sprache und ich konnte die Frage erst einmal nicht beantworten.

Während ich um Worte rang, ergriff mein Vater zu seiner Frau gewandt das Wort mit der Aussage "Du hast doch am Sonntag Geburtstag.". Meine Mutter teilte ihm mit, dass es jetzt nicht um ihren Geburtstag (eine Woche später), sondern um den meinen gehen würde. Doch er ließ sich nicht beirren und zählte Termine und sonstige Informationen auf, die allesamt nichts mit mir zu tun hatten.

Die Wirkung seiner Abgewandtheit und Wortwahl auf mich war ungeheuerlich. Meine Kindheitswunden brachen auf und überwältigten mich schlagartig mit Erinnerungen. Alle meine Sehnsüchte nach der Liebe und Aufmerksamkeit meines Vaters, alle Zurückweisungen weil anderes wichtiger war, stets die Zuwendung und Zustimmung meiner Mutter zum Ehemann, trotz meines Bettelns und alle Enttäuschungen weil meine Bedürfnisse nicht erfüllt wurden, standen in mir auf und entfachten ein loderndes Feuer der Wut in mir.

Meine Sprache war schlagartig wieder da und die über Jahre angestauten Emotionen platzten aus mir heraus. Worte wie unsensibel, fehlende Aufmerksamkeit und Verhalten wie ein Stoffel verließen meinen Mund.

Mein Vater, mal wieder total überrascht von meinem Angriff, flüchtete sich in seine Unschuld und verteidigte diese so gut er konnte. Worte wie "Du bist ja eine Göttin, die niemals fehlt" verließen unter anderem seinen Mund *wow!*. Dann kam die übliche Verurteilung meiner Aggressivität mit dem Hinweis was wohl passieren würde, wäre er weniger sanftmütig, kombiniert mit der Warnung, dass gesagte Worte nicht mehr zurückgenommen werden könnten...

Dann wendete er sich seiner Frau zu und begann ein Gespräch, als sei nichts gewesen.

Ich stand da, fassungslos das Gespräch meiner Eltern beobachtend und mit sehr vertrauten Gefühlen von ignoriert werden und total alleine gelassen sein...

Ich verließ den Raum und flüchtete in mein Zimmer. Mir waren in diesem Moment zwei Dinge glasklar. 1. für was für einen Riesen-Arsch ich meinen Vater hielt und 2. wie hilflos ich mir mal wieder vorkam...

Um mir zu helfen rief ich die einzige Freundin an, von der ich sicher ausgehen konnte, umgehend Trost zu erfahren. Den brauchte ich jetzt mehr, als alles andere. Und, ich bekam ihn und auch noch ganz genau so, wie ich ihn brauchte. Um mich zu stabilisieren erzählte ich kurz was los war und das Verständnis heilte die gröbsten Zerstörungen, welche meine ohnmächtige Wut in mir angerichtet hatten. Ja, in mir, denn ich hatte mal wieder den Großteil der zerstörerischen Energien 'auf mich gerichtet'.

Später am Tag fand ich einen Notiz-Zettel auf den mein Vater mir schrieb:
"Liebe Brigitte,
ich hab Dich lieb.
Danke dass Du hier bist.
Dein Vater"

Diese Worte rührten mich zutiefst an und halfen mir, den brennenden Hass, der schreiend in mir nach Vergeltung verlangte, aufzulösen. Ich nahm einen Zettel und schrieb die gleichen Worte darauf und wählte als Verzierung ein Herz.

Sonst reflektiere ich die Situation, um die Schmerzen zu verarbeiten, beschreibe sie, um den Perspektivenwechsel zu vollziehen und in die schmerzfreie Klarheit zu gehen. Diesmal erlaubte ich mir bewusst den Rückzug von all dem. Ich lenkte mich zwei Tage lang mit Filmen ab und nur ganz selten fühlte ich in mich hinein, um zu erfahren, welches Ziel denn zu verfolgen sei. Dieses mal wollte ich mir unbedingt treu sein. Dieses mal wollte ich weder brav, noch vergebend, noch nett sein, sondern einfach ich - echt und wahrhaftig, ohne Anpassung an irgend einen Zwang, oder einem Ideal.

Immer wieder erkannte ich das zornige Kind in mir, das fordernd auf die Eltern zugeht. Das Versprechen einfordert und kämpft, immer wieder und wieder und wieder, um alles mögliche kämpft...
Nun fühle ich Bereitschaft, jetzt will ich mir helfen, weiß aber nicht wie und fühle heftige Verzweiflung in mir aufsteigen. Da ist er, der Moment meinem Inneren Kind zuzuhören:


Ich will wichtig sein! Hört Ihr? Ihr sagt doch immer, dass Liebe wichtig ist und dass Ihr mich lieb habt. Warum bin ich denn nicht wichtig? Warum tut Ihr mir weh? Warum liebt Ihr mich nicht?

Wenn ich das frage, schaut Ihr mich nur komisch an und gebt mir keine Antwort. Immer schaut Ihr Euch nur gegenseitig an. Manchmal lacht Ihr und erklärt mir nie wieso!

Ihr sagt immer, Ihr habt Euch lieb und dass Ihr Euch wichtig seid. Und, Ihr fragt Euch gegenseitig. Mich fragt Ihr nie.

Immer sagt Ihr, ich sei ja nur ein Kind. Immer sagt Ihr, ich würde das später verstehen. Warum helft Ihr mir nicht jetzt zu verstehen?

Warum könnt Ihr mich nicht lieb haben? *heulend*

Warum gebt Ihr mir immer die Schuld und wenn ich frage wofür, wisst Ihr nicht wovon ich rede! Warum gebt Ihr mir immer wieder das Gefühl zu laut zu sein und zu stören? Warum muss ich immer lieb sein und Ihr dürft böse sein?

Mama, warum tröstest Du mich nicht, wenn ich weine? Papa sagt dann immer Dinge, die mir noch mehr weht tun und dann lacht er auch noch...

Warum versprecht Ihr mir immer wieder mich an meinem Geburtstag wichtig zu nehmen, so dass ich mich darauf freue. Und wenn ich erzähle, warum ich Euch nicht mehr glaube, werdet Ihr böse und sagt dass ich undankbar sei und ich verstehe, dass ich böse bin.

Ich mag die Geschenke nicht, was soll ich mit einer Puppe anfangen? Ich will einen anderen Kuchen. Und, warum ist nach dem Essen mein Geburtstag vorbei?

Papa hat gesagt, dass mir jeder zu meinem Geburtstag gratulieren wird. Die anderen Menschen tun das aber gar nicht. Papa hat gesagt, dies sei mein Ehrentag und ich wäre wie eine Königin. Es hat sich aber niemand vor mir verneigt und ein Diadem habe ich auch nicht gekriegt. Das macht mich traurig. Warum lügen sie?

Papa hat versprochen mir zuzuhören und erzählt dann doch nur die ganze Zeit wie immer. Wenn ich was sage, redet er weiter, wie immer.

Und Mama hört mir noch nicht mal zu, denn wenn ich was Frage, sagt sie nichts, oder etwas ganz anderes und immer stimmt sie Papa zu, oder sagt ich soll Ihn fragen. Meine Mama hört gar nicht, was ich sage... - und immer will sie, dass ich lache und fröhlich und lieb bin...

Ihr schaut mich nur an, wenn ich was für Euch tun soll. Ihr wollt mich gar nicht wirklich haben. Eltern sollen ihre Kinder lieben, das sagt jeder. Warum tut Ihr das nicht?

Hallo! Ich bin da! Ich bin auch wichtig! (stampft mit dem Fuß auf und verschränkt die Arme)


Welch eine Erleichterung, endlich kann ich weinen.

In diesem Moment, verbunden mit den Kindheits-Erinnerungen (die ich sonst nicht habe!) verbiete ich mir jedes Verbot! Ich darf weinen, ich darf mir leid tun, ich darf jammern und alles was ich als Kind nicht durfte, darf ich jetzt tun! Auch die Ungerechtigkeit hinausschreien und dabei brüllen vor Schmerz. Ob im Auto, ins Kissen, oder nur in der Vorstellung - alles hilft mir, weil ich es nie tat...

Ich habe in die Perspektive meiner Kindheit gewechselt und, ich gebe mir Recht! Ohne wenn und aber und ohne die Eltern zu verteufeln.

Dann tröste ich mich selbst, indem ich mir vorstelle, das Kind in den Arm zu nehmen und mich dabei selbst umarme. Alle tröstenden Bewegungen, die ich geistig mit dem Kind mache, vollziehe ich für mich auch (z.B. über den Kopf streichen usw.).

Dann ist es vorbei und Neugierde steigt in mir auf, was das alles sollte, warum diese Situation und diese Vergangenheit in meinem Leben war... - ich freue mich jetzt schon sehr auf meinen AHA-Moment, wenn 'das Bild' von mir erfasst werden kann (in Prozessauswirkungen 1 beschrieben).


Ich habe begriffen:
das ist alles.


Leben und Lieben
BrigittCH'AN*KA*RII