Wahrhaftigkeit - die
eigene Wahrheit leben.
Sie ist als Kind
noch gegenwärtig – die Innere Wahrheit.
Ein Kind kann im
einen Moment fröhlich und im nächsten in
Tränen aufgelöst sein. Ein Kind kümmert
sich noch nicht darum, was Andere denken könnten –
es ist ganz auf sich
selbst fixiert. Ein Kind, dass noch bei sich selbst ist, fordert oft
hemmungslos das, was es begehrt.
Neugierig geht es
auf alles zu und macht seine Erfahrungen. Im laufe seiner Entwicklung
lernt es
die Regeln und Sichtweisen seiner Umgebung kennen. Das Kind passt sich
mehr oder
weniger diesen an, um das zu bekommen, was es haben will. Mit der Zeit
werden
die Regeln und Sichtweisen der Umgebung zu seiner Gewohnheit und
Weltsicht.
Als Erwachsene sind
wir kaum mehr in der Lage zu uns selbst zu finden. Natürlich
haben wir unsere
Gründe, fern unserer Wahrhaftigkeit zu Sein. Meistens sind es
unsere
Gewohnheiten:
- wir wollen
niemanden verletzen
- wir wollen höflich
sein
- wir wollen Andere
erfreuen
Dies tun wir
oftmals aus unserem Bedürfnis heraus, das 'man' uns mag.
Wer fragt schon
danach, was es einen selbst kostet? Stellen wir uns dieser Frage?
Achten wir auf
uns und unsere Bedürfnisse? Wir sind gewohnt uns am
Außen zu orientieren.
Fragen uns zuletzt, was uns jetzt gut tun würde. Meinen
egoistisch und rücksichtslos
zu sein, würden wir unseren Bedürfnissen folgen.
Wir hoffen darauf,
dass der Andere unser Bedürfnis erspürt und uns
zuliebe so umsetzt, wie wir 'es' gerade brauchen. Natürlich
werden wir oft enttäuscht, besonders dann, wenn wir
öfters aus (falsch verstandener) Rücksicht
heraus uns selbst und unsere Wünsche vernachlässigen.
Meistens verleugnen wir
uns so sehr, das wir das Gegenteil von dem leben, was wir sind. In
diesem Seinszustand erwarten wir vom
Anderen ebensoviel Rücksichtnahme, wie wir sie selbst von uns
für den Anderen fordern.
Das Innerste eines
Menschen – die Seele – leidet dabei still vor sich
hin. Ist die Grenze des
Erträglichen erreicht, kommt es zum Ausbruch. Die Seele
schafft sich Raum und
wir platzen mit unserer Wahrheit unkontrolliert und
rücksichtslos heraus. Die
Umgebung ist fassungslos und geschockt – damit hat niemand
gerechnet. Oft sind
diese Ausbrüche mit Schuldzuweisungen gekoppelt und die
Umgebung geht in die
Verteidigung. Dadurch wird die Chance zur Wahrhaftigkeit, die durch
einen
Ausbruch geschenkt wird übersehen, denn alle sind eifrig
dabei, unbewusst ihre Unschuld
zu beweisen.
Es erfordert viel
Mut die Gewohnheiten zu hinterfragen und noch mehr Mut sie zu
ändern.
Was ist der Lohn für
soviel Mühe? Erfahre ich dadurch noch mehr Leid? Wie viele
Menschen werde ich
durch das Leben meiner Wahrheit verletzen?
Meine Erfahrungen
zeigen ein unerwartetes Bild: meine Umgebung reagiert erleichtert!!!
Durch das klare
Aussprechen meiner Wahrheit wissen sie um mich! Die Wahrscheinlichkeit
das meine
Bedürfnisse befriedigt werden steigt sehr, ebenso wie meine
Zufriedenheit. Mehr
noch, durch mein Beispiel fassen die Menschen meiner Umgebung den Mut,
auch
ihrer Inneren Wahrheit Raum zu geben. Wunderbare Momente der Harmonie
sind die
Folge.
Fragst Du Dich jetzt, was Du tun
kannst, um Deine Innere Wahrheit zu finden?
Ein großer Helfer
ist die Enttäuschung.
Jedes mal, wenn das Gefühl einer Enttäuschung
aufsteigt, liegt eine Information bezüglich meiner Wahrheit
darin verborgen und
will entdeckt werden.
Ein weiterer Helfer
ist die Traurigkeit.
Was oder wodurch ist das Gefühl der Traurigkeit in mir
ausgelöst worden? Was habe ich von meiner Umgebung erwartet?
Was müsste ich
tun, damit meine Umgebung erkennen kann, was ich will?
Es sind unsere Ängste
vor einer Zurückweisung, Ablehnung, Verletzung, oder gar die
Angst den Anderen
zu verlieren, die uns drängen unsere Wahrhaftigkeit zu
verlassen.
Dazu kommt die
Schwierigkeit, die erlernten Regeln und Verhaltensweisen
zu erkennen. Was von
all dem was ich lebe, BIN ICH? Wo hören die Anpassungen auf,
und wo fange ich
an?
Ein riesiger Berg türmt
sich vor mir auf. Wie soll ich ihn überwinden?
Ich vertraue darauf, das die Absicht ab jetzt meine Innere Wahrheit leben zu wollen genügt, um einen Weg zu finden, das Ziel – meine Wahrhaftigkeit – zu erreichen.
Ich Bin Brigitte CH'AN*KA*RII und dies ist meine Wahrheit.
Nachtrag vom 15.09.2008
Heute, mehr als drei Jahre später, mag ich noch folgendes ergänzen:
Neben Höflichkeit, Anpassung und Gewohnheit sind es die Bindungen (z.B. Versprechungen, Gelübde, Schwüre) die mich noch davon abhalten mich selbst wahrhaftig auszudrücken.
Oft sind diese vier Bereiche miteinander verknüpft, oder die Grenzen zur Unterscheidung sind verschwommen. Als Beispiel nenne ich hier das seit kurzem gemeinsame Singen mit meinem Vater. Dies ist eine vielschichtige Bindung gekoppelt mit Gewohnheit.
Bindungen:
- das Versprechen mit dem Chor zu singen (Gruppenbindung)
- die Abmachung mit meinem Vater wann immer sich Zeit findet zu üben (Personenbindung)
- die Ausrichtung meines Wertgefühls auf und durch meinen Vater (Egobindung)
Gewohnheiten:
- die Rolle des Kindes
- wenn mein Papa mal Zeit für mich hat, muß ich alles stehen und liegen lassen (Anpassung!)
- wenn mein Papa lächelt, bin ich was wert
- mir selbst meine Flexibilität beweisen
- funktionieren, funktionieren, funktionieren um jeden Preis ...
In meinem momentanen Jetzt drückt sich das so aus:
Durch meine selbst eingesetzte Regel (an die ich mich halten muß) bin ich geschwächt und brauche viel Wärme. Deshalb habe ich mir alle Verpflichtungen bis auf das Fensterputzen erlassen. Als Belohnung für das Fensterputzen habe ich mir einen schönen Film und Bettwärme versprochen. Bin gerade vor dem letzten Fenster als ich meinem Vater begegne, er mich anspricht und meint, jetzt könnten wir gemeinsam singen. Meine Reaktion war ein wie aus der Pistole geschossenes "ja, selbstverständlich" (wenn er sich dafür schon mal zeit nehmen kann...), dann ein innehalten, nachspüren und Mut zur Wahrhaftigkeit sammeln. Abschließend ein (noch) schuldbeladenes um Verzeihung bittendes Absagen, das von meinem Vater mit "das ist wirklich überhaupt kein Problem" kommentiert wird. Mein Ego funkt zwar noch heftig - "na der ist ja wohl erleichtert ...", aber ich entscheide mich gegen die Gedanken, die mein leidorientiertes Ego in mir auslösen will, und für die Gedanken, die meine Form des Ho'oponoponos ausdrücken.
Nämlich dafür, mich zu ehren
- mich für mich und meine Bedürfnisse entschieden zu haben
- mich aus der Bequemlichkeitsecke (Gewohnheit des funktionierens) wegbewegt zu haben
- meine Wahrheit ausgesprochen zu haben (die dann kein Problem war!)
- meine Wahrhaftigkeit damit gelebt zu haben
- mir selbst zu gehören (Freiheit)
- mir dafür zu danken und alles Leid (Sorgen und Vorwürfe) Gott zu übergeben
- um die Bereitschaft, ein Wunder zu bezeugen, in mir zu erschaffen.
Die aufsteigende Freude der Eigenliebe belohnt mich und zufrieden putze ich das letzte Fenster, voller Vorfreude auf das genussvolle Faulenzen ...
Herzlichst
Brigitte